Montag, Januar 14, 2008

 

Weihnachtsbeleuchtung abrotzen ?

Blogwiese schreibt in seinem aktuellen Post über das Wort abrotzen. Hier ein bisschen Hintergrund und weshalb der Begriff schon gar nicht für eine Weihnachtsbeleuchtung passt:

Mein Grossvater war bei der schweren Artillerie. Die Haubitzen sahen damals noch nicht so ...

... sondern, so aus:


Allerdings waren die Gespanne in der Schweiz sechsspännig.

Der Protzwagen ist dieses Teil hier:



Für das Gefecht muss die Kanone so aussehen:


Das heisst für den Transport wurde die Haubitze auf den Protzwagen gehoben. Das nennte man aufprotzen. Wenn die Kanone in die Gefechtsstellung gebracht wurde, also vom Protzwagen runter gehoben wurde, nennte man das abprotzen.

Mit dem Verschwinden der Pferdebespannten Artillerie sind natürlich auch die damit Verbundenen Begriffe verschwunden. Aus abprotzen wird abrotzen weil die Leute den Protzwagen nicht mehr kennen, sondern nur den Rotz in der Nase. Zuhause wurde ich aber noch korrigiert, wenn ich abrotzen sagte. Für die Weihnachtsbeleuchtung ist dieser militärische Begriff sowieso nicht ganz passend.

Noch ein anderes Wort ist aus den Zeiten der Pferdegezogenen Artillerie erhalten geblieben: der Vorreiter. Normalerweise sitzt nur immer auf dem linken Pferd ein Mann. Der vorderste ist der Vorreiter. Er muss ein besonderes Geschick für das Gespann und die Pferde haben, weil seine Fehler von den nachfolgenden Reitern kaum korrigiert werden können. Im

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Mittwoch, Januar 09, 2008

 

Auf Deutschland gehen und Glück auf!

Blogwiese macht sich gerade Gedanken, dass nicht nur die Schweizer auf Deutschland gehen, sondern auch die Leute aus dem Ruhrgebiet.

Im Zürichdeutschen ist es noch viel komplizierter, weil man nicht nur “auf Deutschland” geht, sondern nach dem Substantiv noch eine Richtungsangabe folgt. Die Richtungsangabe ist lokal verschieden und hängt davon ab, wo der Sprechende sich befindet.
Von Schöfflisdorf im Zürcher Unterland heisst es zum Beispiel:
“is Dütsch usä” (auf Deutschland raus)
“uf Dielsdörf usä” (auf Dielsdorf raus)
“uf Steimer usä” (auf Steinmaur raus)
“uf Sünikä usä” (auf Sünikon raus)
“uf Schlinikä durä” (auf Schleinikon rüber)
“uf Niderweninge abä” (auf Niederweningen runter)
“uf Züri inä” (auf Zürich rein)
“uf Bärn ufä” (auf Bern rauf)
“uf Basel abä” (auf Basel runter)

Dörfer, die auserhalb des Tals sind tendieren mit “raus” angesprochen zu werden. Bern ist wahrscheinlich rauf, weil die Regierung auch in Bern “oben” ist. Zürich ist “rein”, weil man wahrscheinlich zuerst in die Stadt eindringen muss.

Das Thema Glück auf - der Gruss der Bergleute - wird auch noch kurz gestreift:

Glück auf“ heisst der Gruss der Bergleute, womit angedeutet ist, dass die Ungewissheit, es nach der täglichen Arbeit in mehr als 1‘000 Meter Tiefe wieder nach oben an die Erdoberfläche zu schaffen, immer mit einem Restrisiko behaftet bleibt. „Habe Glück und fahre wieder auf“, nach oben. (Blogwiese)

Die Zeiten dürften bald vorbei sein, wo noch Leute in Deutschland unter Tag fahren. Die staatliche Bezuschussung der Steinkohle läuft bald aus. Ich habe es wenigstens noch Ende der Achzigerjahre geschafft ein Blick in die Sophia Jacoba Zeche in Hückelhoven zu werfen. Kaum zu glauben was für eine riesige Machinerei unter Tags in Aktion war. Die Arbeitsplätze an der Front im Dreck waren schon damals kaum mehr von Deutschen besetzt. Seit 1997 ist die Zeche stillgelegt.

Letzthin bin ich da wieder einmal hingefahren. Auch noch zehn Jahre nach der Stillegung steht der Förderturm. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das an dem Tag war, wo die Förderung eingestellt wurde.

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